Alle Pläne neu


Die ersten Verhandlungen mit dem Generalunternehmer waren recht kurz. Als einen der ersten Punkte wollte ich geklärt haben, ob ich anschliessend zu meinem Grundstück einen Streifen von weiteren 20 m erwerben könnte. ...ja....aber nur „Alles oder nichts“. So ein Blödsinn, was sollte ich mit weiteren zwei Grundstücken anfangen, denn das umfasste das erwähnte „Alles“? So würde das Grundstück grösser als meine Träume. Auf der andern Seite war das reservierte Grundstück eine Idee kleiner als meine Träume (oder das geplante Haus zu gross). Ich wolle es mir überlegen. Und beim Abschied versprach mir mein GU noch: „falls Du das Land erwirbst geb ich noch gratis ein Orginal-Bali-Fischerbot dazu“.


Ein reger Mailverkehr mit Thea setzte ein. Vor und Nachteile, neue Budgets, grobe Skizzen. Nach 24 Stunden hatten wir uns entschieden. Ich telefonierte dem GU und teilte ihm mit, dass ich mich für das Fischerbot entschieden hätte. Und dass ich neue Pläne zeichnen müsse und in ca 3 Tagen damit fertig sein würde. In Tag- und Nachtschicht erarbeitete ich die neuen Pläne, schickte sie durch das gelegentlich funktionierende Internet (das dauerte dann so eine halbe Stunde). Und besprach die Pläne telefonisch mit Thea. Nach drei Tagen hatten wir (Thea und ich) es geschafft: die neuen Pläne standen und das zu unserer beider Zufriedenheit. Blieb nur noch die Frage nach den Kosten. Auch der GU arbeitete zügig und hatte den Kostenrahmen innert 24 Stunden beisammen. Abgesehen vom Land kam das Ganze unwesentlich teurer als in der ersten Planung, dies obwohl wir den grossen zusammenhängenden Bau nun auf drei frei stehende Bauten umsetzten.


Andrea, meine Tochter, die mich für zwei Wochen in den Verhandlungen unterstützte, hatte in dieser Phase Zeit mit dem Fahrer die Gegend zu erkunden. Täglich kam sie begeistert zurück und erzählte von den eindrücklichen Plätzen, Landschaften und Tempelanlagen, die sie entdeckt hatte. Aber nun galt es auch für Andrea ernst: Ich wollte möglichst viele Details mit dem GU geklärt haben. Wieviel Elektroinstallationen und Sanitäranlagen, die Kücheneinbauten, Bodenbeläge, Dachaufbauten, Säulen­konstruktionen, Fenster, Türen, Materialien, Bauqualität, Garantien, Versicherungen, Zufahrtsrecht, Verträge und und und. Andrea war recht geduldig mit mir. Sie übersetzte, hörte dem GU auf englisch zu und gleichzeitig versuchte sie auf meine Unterbrechungen (in Deutscher Sprache) einzugehen. Aber irgendwie schafften wir es. Und schlussendlich startete das Projekt mit einem Handschlag; ohne Vorverträge und Garantieen (so einen Leichtsinn hätte ich mir gar nicht zugetraut, aber heute weiss ich, es ist gut gegangen).


Und dann folgte das Einschlagen der Eckpflöcke. Dabei amüsierte sich Andrea dezent über meinen Perfektionsfimmel. Da ich den rechten Winkel des Hauses zur Grenze nicht 88.35 sondern auf 90 Grad haben wollte. Ich schätze er kam dann so in etwa bei 89.7 europäschen Grad zuliegen.


Wenn man seine eigenen Pläne plötzlich um Faktor hundert auf dem Gelände liegen sieht (mit Schnüren, statt mit dem Computer gezeichnet) realisiert man plötzlich was 30 m in Realität sind. Da wird man künftig nicht einfach einen Aschenbecher holen können; das wird dann schon eher als kleinere Wanderung sorgfältig geplant werden müssen. Aber etwas mehr Fitness täte mir (sagt man) nicht schlecht.


Und dann folgte eine (kleine) balinesische Zeremonie mit echter Grundsteinlegung. Dazu habe ich mich in balinesische Gala geworfen, notwendig wäre eigentlich nur ein sogenannter Sarong gewesen (leichtes Baumwolltuch, das man sich ähnlich wie ein grosses Badetuch um den Bauch bindet). Auch Andrea erschien in balinesischer Gala und gemeinsam haben wir wie ein Fürstenpaar ausgesehen. Nur Judith (Schwester von Thea), die sich nach 9 Jahren Bali schon beinahe als Ureinwohnerin versteht, war etwas zu europäisch gekleidet.


Nach 10:00 Uhr, dem geplanten Start der Zeremonie, liess der Priester auf sich warten. Um 11:30 war ich fest entschlossen die Zeremonie spätestens um 12:00 selbst abzuhalten. Aber dann kam ein Telefonanruf, dass er in 10 Minuten eintreffen werde. Was zu meiner Verwunderung auch genau 10 Min (europäische) entsprach.


Die Opfergaben wurden ausgebreitet, die Räucherstäbchen angezündet und ohne, dass die Anwesenden Bauarbeiter ihre rege Unterhaltung abgebrochen hätten, sprach der Priester seine Gebete (mehr für sich als für die Anwesenden). Dann brachte ich die Steine in eine vorbereitete Grube wo sie zusammen mit Opfergaben eingemauert wurden


Nun, dachte ich, dürfte es etwas ruhiger werden: 2 x täglich auf den Bau und einige Einkaufstouren. Aber so wirklich ruhig wurde es bis weit nach der offiziellen Fertigstellung des Baus niemals wirklich.