Ein Wunder

Eigentlich braucht es genau 1 kleine, simple Pumpe um einen erhöhten Wassertank zu füllen. Und wenn man sehr viel Glück hat, reicht der Wasserdruck des örtlichen Wasserwerkes sogar aus, um die notwendige Höhe zu überwinden. Von dort fliesst dann das Wasser selbst bei Stromausfall zu den Wasserhahnen Es gibt in Europa architektonisch wunderschöne Lösungen für diese Art von  Wassertanks. Aber hier in Bali .....?.

 

Also habe ich mich damals entschlossen anstelle des erhöhten Wassertanks Pumpen einzusetzen. Eine für das Trinkwasser und eine für das Grundwasser aus der Quelle. Und alles funktionierte bestens, wenn man davon absah, dass das gleichzeitige Anlaufen beider Pumpen mit dem damit verbundenen Spannungsabfall regelmässig die Internetverbindung zum Absturz brachten.

 

Wir haben ganz in der Nähe heisse, schwefelhaltige Quellen. Eine echte Touristenattraktion. Und ein klein wenig färbt diese Attraktion auch auf unser Grundstück ab. Die Grundwasserfassung liefert leicht schwefelhaltiges, ca 28 Grad warmes Wasser. Das ist für ein eigenes Schwefelbad etwas zu wenig und für das Wässern der Pflanzen ein klein wenig zuviel, aber nicht unbedingt schädlich.

 

Die später gebohrte Grundwasserfassung des Nachbarn war etwa 20 Meter tiefer und lieferte schwefelfreies Wasser in grossen Mengen. So etwas wollte ich auch, also liess ich eine zweite Grundwasserfassung bohren. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht etwas mehr gewollt hätte. Die Pumpe sollte durch ein technologisch hochstehendes Produkt ersetzt werden, sodass sich die Spannungsschwankungen in Grenzen halten würden.

 

Ich kämpfte mich durchs Internet, durch die Wikipedia, durch Fachartikel und kam zur Erkenntnis, dass es eine selbstkontrollierende Tauchpumpe, vollständig in Edelstahl, mit mehrstufigem, in Siliziumkarbonat gelagertem Axialpumpwerk, Sanftanlauf und Konstanthaltedruck sein müsse.

 

Ich wurde fündig. Bei bei einer global tätigen Firma. Weltweit führend auf ihrem Gebiet. Endlich, endlich eine Firma, die sich Qualität und sogar Dienstleistung in ihre Leitlinien geschrieben hatte. Und sogar noch Umweltschonend. Und als Tüpfelchen auf dem i der Leitlinien stand da noch „global und in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden vor Ort agierend".

 

Dank ISO-Norm und hochstehender Ingenieurskunst, Elektronik und weiss der Teufel was noch, würde die Pumpe, Zitat: „für viele Jahre eine unbeschwerte Nutzung garantieren".

 

18 Monate dauerte die „unbeschwerte Nutzung". Dann betätigte der gegen Überhitzung, Überlast und Leerlauf gesicherte Motor nicht mehr die Pumpe sondern nur noch die Kurzschluss-Sicherung.

 

Kein Problem, dachte ich anfänglich.
Das war vor 12 Monaten.

 

Ueber 20 Mails habe ich in der Zwischenzeit geschrieben. Die meisten davon ergaben im Mail-Programm als Feddback nur die lapidare Meldung „Keine neuen Nachrichten auf dem Mail-Server".

 

Auch jenes an den Hauptsitz in Dänemark blieb ohne Antwort. Vielleicht stimmt das nicht ganz, denn 2 Wochen nach meinem Mail nach Dänemark wollten sich gleich 3 kompetente, hilfsbereite Herren vom Sitz in Jakarta (alle in höheren Positionen) meinem Fall annehmen. Der Technik-Chef war echt an den Symptomen des Ausfalls interessiert, der Marketing-Chef offerierte bis zur Lösung des Problems eine konventionelle Bali-taugliche Ersatzpumpe. Und ein weiterer Herr, vermutlich der Chef der Beiden entschuldigte sich stilistisch einwandfrei und professionell. Er versicherte glaubhaft, dass er das ganze nun kompetent verfolgen und zu managen gedenke. Ich muss zugeben, dass ich es bis an hin nicht für möglich gehalten hätte, so viel Kompetenz auf so engem Raum in Indonesien anzutreffen.

 

Jetzt kommt doch noch alles zu einem hervorragend gemanagtem , raschen Ende, dachte ich anfänglich.
Das war vor 6 Monaten

 

In gut schweizerischer Tradition bedankte ich mich etwas dümmlich / korrekt für die grosszügige Übergangslösung. Diese würde ich jedoch nicht mehr benötigen, da ich bereits eine Ersatzpumpe gekauft (und bezahlt) hätte.

 

Als Uebergangslösung entschied ich mich für eine balitaugliche Pumpe, preislich um Faktoren günstiger, Gross, unförmig, mit hohem Stromkonsum. Aber dieses Modell kann selbst hier im rückständigen Norden der Insel zerlegt und dank den vorrätigen Ersatzteilen in nützlicher Frist repariert werden. Sie stammt übrigens vom selben global tätigen Hersteller, wird aber nur noch im asiatischen Raum vertrieben. Ich hoffe noch lange, denn die neuen, technologisch hochstehenden Modelle, mit „unbeschwerter Nutzung für viele Jahre" sind so konstruiert, dass sie zwar 100%ig dicht aber nicht mehr zerlegt und repariert werden können.

 

Die Mails der letzten 6 Monate hatten alle in etwa denselben Inhalt: Ich schrieb: „Wann, bitteschön, darf ich mit einer Ersatzlieferung rechnen", und erhielt als Antwort: „Sorry für die Verzögerung. Nun aber sicher bis spätestens nächste Woche".

 

Ich blieb hartnäckig und vollig unbalinesisch am Ball.

 

Und dann, genau 1 Woche nach dem letzten Mail, kamen die Monteure. Mit einem neuen Motor, mit dem notwendigen Installationsmaterial, mit den notwendigen Messgeräten und Werkzeugen. Nach 4 Stunden lief die Pumpe.

 

Es erschien mir als echtes Wunder.

 

---------------------------------------------------------------------------


PS

3 Tage später:
In diesem Jahr des Stillstandes ist die Grundwasserfassung versandet und liefert nicht mehr die notwendige Menge Wasser wie zu Beginn. Die selbstkontrollierende Pumpe braucht viel zu lange bis sie realisiert, dass kein (kühlendes) Wasser vorhanden ist. Also kann ich die neue Pumpe vorerst nicht nutzen.

 

Kein Problem meinte Purnomo, der Quellenbauer. Die Quelle könne er wieder herrichten. Er werde das in den nächsten Tagen in Angriff nehmen.

Morgen ist es soweit.

 

------------------------------------------------------------------


PS: PS:

3 Wochen später:
Inzwischen habe ich Purnomo bereits 3 mal angeläutet. Gottseidank läuft die balitaugliche Backup-Pumpe ohne zu murren, sodass im Garten eigentlich keine Not besteht. Dummerweise weiss das Purnomo ebenfalls. Wie soll ich ihm beibringen, dass ich die technologisch hochstehende Pumpe tatsächlich noch in diesem Jahrhundert für einige Jahre oder zumindest Monate unbeschwert nutzen will? Aber inzwischen habe ich gelernt auf ein Wunder hartnäckig zu warten.

 

Und wer weiss, vielleicht ergibt sich noch eine weitere Geschichte dazu (zB Standschäden am neuen Motor, da könnte man sich wenigstens wieder einmal so richtig herzhaft über die Ironie des Schicksals in Bali amüsieren)