14.07.2006 Im Flugzeug
Nun sitze ich also im Flugzeug zwischen Himmel und Erde und Uster und Bali. Neben mir Andrea, meine älteste Tochter, die mich die nächsten zwei Wochen unterstützen wird.
Ich konnte einige Stunden schlafen. Und jetzt ist es mir langweilig, aber es sind noch ca. 4 Stunden bis Kualalumpur, wo wir einen Halt einlegen können. Also habe ich (aus Langeweile) den Schlepptop herausgeholt um mal auszupropbieren ob es im Flugzeug einen WLAN Anschluss gäbe. Gibt es nicht. Vielleicht in ein paar Jahren.
Also nichts mit Surfen. Nun da könnte ich ja ein Mail schreiben um über das Sosein im Dasein des Dazwischen zu schreiben, geht aber nicht, weil dort, wo wir gerade sind, zur Zeit Nacht ist und die Beleuchtung zwar meine Hände anstrahlt aber meine Hände genau dorthin einen Schatten werfen, wo ich die nächste Taste zu treffen hoffe.
Also unterbreche ich und werde dann erst später diesen inzwischen von Euch bis hierhin gelesenen Text schreiben.
In der Zwischenzeit summe ich in Gedanken ein Lied, bestelle ein Sandwich und laufe den Gang rauf und runter, schau zum Fenster raus, sieh mir die Nacht an, und hoffe dass es Morgen wird.
Ich konnte noch eine oder zwei Stunden schlafen und dann kam der nächste grosse Event: das Morgenessen im Flugzeug: Verführerisch duftende und anzuschauende Gipfeli, die sich in Schaumgummi zu verwandeln schienen kurz bevor man in sie beisst. Einen ausgezeichneten starken Tee, der sich dann aber als Kaffe entpuppte. Die Butter war ohne Tadel und gab der Masse zwischen der Rinde der Brötchen einen gewissen Halt. Auch die Früchte waren geniessbar, recht knackig, wie sie eben einen Monat vor der Reife sind.
Ja und dann wurde bereits der Sinkflug eingeleitet und Kualalumpur mit seinen beleuchteten Strassenzügen zog endlos unter uns hinweg.
Die Lounge in Kualalumpur war immer noch so ausgezeichnet, wie ich Sie in Erinnerung hatte: rauchen, Lachsbrötchen, rauchen, duschen, rauchen, Kaffe (echter), Lachsbrötchen, rauchen ...... das zog sich so 5 Stunden hin (mit Ausnahme von Duschen) , weil der Weiterflug nach Denpasar aus technischen Gründen verzögert war.
Aber schliesslich fand ich mich wieder im Security-Check, der meinen Kreislauf wie gewohnt auf Touren brachte.
Der Flug nach Denpasar schüttelte ungewohnt kräftig. Und nachdem ich den Brunch, der den Lachsbrötchen nicht annähernd die Stange halten konnte, verschmähte, schlief ich den Rest der Reise.
Am Zoll in Denpasar erwischte ich die falsche Schlange. Der ich aber 1 Stunde treu blieb. Hinter mir wollten mich zwei ansonsten vermutlich sympatische Frauen nach Vorne treiben aber ich konnte und wollte den Druck nicht auf die vor mir liegende Schlange weiter geben.
Abwechslung brachte ein jüngerer, so in etwa meinem Alter stehender Mann, der seinen Aerger über die sorgfältige Arbeitsweise der Zollbeamten lautstark kund tat. Dabei suchte er Bestätigung und Rückendeckung in der Schlange, die sich aber nicht exponieren wollte. Auf jeden Fall hatten die Beamten ihren Spass daran und seine Ehefrau schien sich ein wenig zu genieren (das Schicksal vieler Ehefrauen). Aber auch dieser Alleinunterhalter erhielt seinen Stempel. Allerdings verscherzte er den letzten Rest heimlicher Sympatie der Schlange als er, nachdem er bereits wieder im Besitzt seines Passes war, eine weitere Diskussion über die Organisation der indonesischen Zolleinwanderungsbehörden mit den Beamten vom Zaune brach. Seine Ehefrau versuchte sich bei der Schlange mit beredten Blicken zu entschuldigen aber die Schlange wollte der armen Frau nicht beistehen.
Andrea war inzwischen schon längst durch den Zoll (im Gegensatz zu mir musste sie das Visum noch vorangehend beantragen, sprich bezahlen) und erkundigte sich per Mobile ob ich Probleme hätte. Und nach einer weiteren halben Stunde empfing sie mich sichtlich erleichtert mit dem bereits geladenen Transportwagen, der unter der Last der 5 Gepäckstücken zusammen zu brechen drohte.
Auch Judith (Schwester von Thea) empfing uns sichtlich erleichtert und auch der Fahrer, der uns noch vor Einbruch der Dunkelheit in den Norden von Bali bringen wollte.
Das machte er auch ausgezeichnet: in dichtem Nebel bei beschlagener Windschutzscheibe und einem permanenten Nieselregen durch den Stossverkehr von Denpasar und die enge Passstrasse mit den 1000 engen Kurven und den nicht signalisierten Baustellen und den todesmutigen überholenden Fahrzeugen auf der Gegenfahrbahn.
Nach 4,5 (statt 2.5) Stunden hatten wir die 90 km geschafft. Eigentlich auch umgekehrt. Wir wurden sehr herzlich empfangen. Mit Blumenkette, Kokosnuss-Drink und einer ausgezeichneten Nudelsuppe. Im Norden war auch das Wetter wieder freundlich: Vollmond, Sterne, sanftes Meeresrauschen und eine angenehme kühle Brise.
Und nun sitze ich bei Sonnenaufgang, klarem Himmel in jenem Bali, das man sich eben so vorstellt: freundlich, blumig, üppig. Nur heiss und schwül ist es NICHT! Angenehme 24 Grad, trockene Luft, leichter Wind.