Unser Generalunternehmer kam wie immer frisch und in guter Laune vorbei. Im Laufe des Gespräches erwähnte er, dass er jetzt Fussreflexzonenmassage mache und er fühle sich jetzt frisch und voller guter Laune. Und so lernten Thea und ich Gusti kennen.

Fussnagler nenn ich ihn. Denn Massage weckt völlig falsche Assotiationen. Stechen, quetschen oder eben nageln trifft die Tätigkeit schon viel besser.

Wenn man mal davon absieht, dass mein Rheuma in den Knien nach der zweiten Behandlung verschwunden war, kann ich nicht verstehen warum man sich freiwillig dieser Behandlung unterwirft.

Aus unzuverlässiger Quelle habe ich erfahren, dass die Methode aus den subtilen Foltermethoden der Chinesen 2500 Jahr vChr hervorgegangen sein soll. Damals hätte man vermeintlichen Delinquenten mit dieser Methode jedes beliebe Geständnis abringen können. Allerdings mit ganz wenigen Ausnahmen. Und genau eine dieser Ausnahmepersönlichkeiten hätte an sich festgestellt, dass es ihr nach den wochenlangen Foltertorturen viel viel besser ging: kein Rheuma, keine Migräne-Anfälle, ausgezeichneter Schlaf und innerlich ausgeglichener als je zuvor. Und initiativ, wie die Chinesen nun mal sind, forschte diese Ausnahmepersönlichkeit weiter und erfand die Fussreflexzonen-Massage.

Die Balinesen mögen die Chinesen nicht. Die Chinesen sind ihnen zu tüchtig, zu innovativ und zu erfolgreich. Aber Gottseidank gab und gibt es Chinesen auf Bali, sonst gäbe es keine anständigen Läden, in denen man mit Interesse bedient wird, deren Personal das Sortiment kennt und die auch ausgefallene Wünsche (zB. schwarze Kabel-Briden anstelle Weisser; oder passende Tintenpatronen zum Drucker, der in grosser Anzahl im Schaufenster ausgestellt ist) sofort oder in nützlicher Frist erfüllen können.

Aber, wie auch immer, gemäss meiner unzuverlässigen Quelle ist die Fussreflexzonenmassage von China, via Indien nach Bali gelangt. Und die Balinesen wissen gar nicht, dass diese Methode aus China stammt, sonst würden sie sie sicher nicht anwenden.

Gusti, der Fussnagler ist ein seriöser Arzt. Vor jeder Behandlung fragt er, ob sich die behandelten Gebrechen verbessert hätten. Und selbstverständlich sagt man Jaaa!!! Einerseits aus denselben Gründen wie die chinesischen Delinquenten vor mehr als 4500 Jahren und andererseits will man ja nicht blöd dastehen, indem man sich für nichts und wider nichts foltern lässt und als Zugabe sogar noch dafür in Bar bezahlt. Und als zusätzliche Selbstbestätigung erzählt man die erzielten Erfolge auch noch allen Bekannten im Umkreis, die einem dann selbstverständlich (eben aus obigen Gründen) zurückmelden, dass es wirklich nütze. Und so meldete ich unserem Generalunternehmer zurück, dass mein Rheuma in den Knien verschwunden sei. Und (ich Idiot) dankte ihm noch für den Tipp.

Aber Gusti scheint ein wirklich guter Arzt zu sein. Er drückt auf die entsprechenden Stellen, deren vermeintliche Besserung ich gemeldet habe (nebst dem verschwundenen Rheuma existieren leider noch ein paar andere Gebrechen) ich lächle tapfer/verkrampft und Gusti grinst und wiederholt die Prozedur an der entsprechenden Stelle.

Zur Zeit lebe ich also mit meinen vertraut gewordenen, verbliebenen Gebrechen UND zusätzlich mit den sich 2 mal wöchentlich wiederholenden Folterungen. Ich hoffe wirklich sehr, dass Gusti bald auch bei den übrigen Gebrechen erfolgreich sein wird, denn dieses UND würde mir mit der Zeit zu viel.