Anfänglich hat mich dieses Wort fast in den Wahnsinn getrieben. Und noch heute habe ich die volle Bedeutung dieses Wortes noch nicht ganz erfasst.
Obwohl die meisten Balinesen nur in Notfällen gewillt sind etwas zu lernen, sprechen doch viele einige Brocken oder gar gut Englisch und das auch dann, wenn nur eine geringe Schulbildung vorhanden ist. In der Schule lernen die Balinesen vermutlich gar nichts bis sehr wenig. Mit Ausnahme vielleicht von Indonesisch, das Esperanto aller Indonesier, das auch Amtssprache ist. Der Dreisatz und andere höheren mathematische Funktionen, wie zum Beispiel die Subtraktion, scheint nur an den Hochschulen oder in Privatschulen gelehrt zu werden. Aber zurück zum Englisch: viele Balinesen sprechen natürlich kein Englisch. Aber ein Wort beherrschen sie mindesten, eben das JäschJäsch.
Eine typische Situation für diese Wortbedeutung ergibt sich in folgender Situation:
Wohin fährt dieser Bus?
Antwort: JäschJäsch.
Bedeutung:
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Ich spreche und verstehe kein Englisch.
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Ich kenne mich in den Busverbindungen nicht aus.
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Das bestimmt die Mehrheit der Fahrgäste, die sich im Bus befinden. Aber die letzte Entscheidung liegt beim Fahrer.
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Nirgendwohin, dieser Bus ist defekt und steht schon 3 Wochen hier.
Inzwischen habe ich mir geschlossene, JaNein-Fragen abgewöhnt. Die Antwort ist in 90% der Fälle ein JäschJäsch. Ein Beispiel:
Fährt dieser Bus nach Denpasar?
Antwort: JäschJäsch.
Bedeutung:
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Ich höre, aber verstehe Dich nicht.
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Ich will nicht unhöflich sein aber dieser Bus fährt nicht nach Denpasar
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Ich hab keine Ahnung, und bitte zwinge mich nicht darob mein Gesicht zu verlieren.
Die restlichen 10% sind Fragen, deren Bejahung etwas Negatives bestätigen würde. Beispiel:
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Gab es in Deinem Dorf schon Diebe? Noooo!
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Müssen wir mit Verzögerungen rechnen?. Noooo!
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Wird dieses Gebiet gelegentlich überschwemmt? Noooo!
Sätze in der Befehlsform produzieren in annähernd 100% der Fälle ein JäschJäsch.
Bitte reinige die Klebstelle bevor Du die Röhren verklebst!
Antwort: JäschJäsch.
Bedeutung:
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Ich hab keine Ahnung was „Reinigen“ bedeutet. (trifft für die meisten Balinesen zu).
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Das hab ich in der Vergangenheit nicht so gemacht und ich sehe für mich auch keinen Vorteil darin, es in der Zukunft zu tun.
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Ich würde gerne, aber ich hab kein Reinigungsmittel.
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Gottseidank bin ich dafür nicht zuständig, Da müsstest Du Wayan beauftragen.
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Du kannst mir mal!
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Nein
Sätze in der Befehlsform UND auf die Zukunft bezogen ergeben in genau 100.00% der Fälle ebenfalls dieselbe Antwort-Bedeutungen wie oben, allerdings mit ergänzender Liste.
Bitte reinige morgen den Boden, bevor Du die Platten verlegst.
Antwort: JäschJäsch.
Bedeutung (Ergänzung zu oben)
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Bis morgen werde ich das vergessen haben.
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Welcher Idiot kümmert sich schon um die Zukunft, die ist ja eh von den Göttern vorgegeben.
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Morgen muss ich leider krank sein, da sich die Grosseltern nicht um die Kinder kümmern können. Und von übermorgen hast Du ja nichts gesagt.
In ca. 70 % der Fälle erhält man ebenfalls ein JäschJäsch, wenn man einen Balinesen um eine Meinungsäusserung bittet. Das gilt hierzulande als unanständig. Das hört man dann auch aus dem abschätzig, tadelnden Tonfall heraus. In den restlichen 30% der Fälle wird die Meinungsäusserung mit „das kommt drauf an“ eingeleitet um dann ausführlich, fliessend und fast unmerklich das Thema in eine andere Richtung umzubiegen. Hin zu einem Thema, von dem der Antwortende die Meinung des Fragenden kennt. Und genau diese Meinung wird man dann als Antwort hören.
Da fragt man sich, wie denn die Kommunikation unter den Balinesen überhaupt zustande kommen kann. Ich versteh kein Indonesisch und schon gar nicht Balinesisch (es gibt deren 3 bis 4 grundverschiedene Sprachen) aber ich beobachte die Leute beim Kiosk in den Pausen. Dort sitzen sie und trinken ihren Bali-Kaffee und schwatzen pausenlos und mit viel Engagement. Dabei wird auch viel gelacht. Überhaupt Witze, komische Situationen und dergleichen mögen die Balinesen ausserordentlich. Und aus der Mimik und dem Tonfall entnehme ich, dass die Balinesen untereinander sehr wohl ein klares Ja oder Nein zu verwenden pflegen. Allerdings nur auf gleicher Stufe. Gegenüber dem Chef oder Beamten setzen die Balinesen denselben Gesichtsausdruck auf, den sie (in der Regel) beim JäschJäsch-sagen haben.
Das hat vielleicht mit dem immer noch gelebten Kastenwesen einen Zusammenhang. Die höhere Kaste sagt was zu tun ist und die untere Schicht macht es, sofern es unumgänglich ist. Aber immer, wirklich immer ohne verbale Widerrede. Und niemals, niemals käme einer untergestellten Kaste in den Sinn die höhere Kaste auch nur ansatzweise zu kritisieren.
Und das hat vielleicht -- und nur als Idee, aber nicht als Gewissheit -- auch mit
dem Folgenden einen Zusammenhang:
Der grösste Teil der Balinesen lebt nach europäischem Masstab weit, sehr weit unter der Armutsgrenze. Viele so weit, dass das selbst die Balinesen es als arm empfinden. Und das wird nicht als soziale
Ungerechtigkeit empfunden, sondern als Zwischenstation zu künftigen, besseren Leben (Reinkarnation). Das Einzige, was diese Leute noch besitzen und was jeder Balinese absolut niemals verlieren will,
ist die eigne Würde. Und so kommt es, dass kein Balinese einem andern Balinesen die Würde antastet, selbst dann nicht, wenn er von diesem belogen und bestohlen wurde. Und schon gar nicht sich selbst
gegenüber.
Und das ist möglicherweise eine der Ursachen, dass die Balinesen nach europäischem Massstab keine Lernkultur entwickelt haben. Die Qualitätssicherung in Bali besteht darin, dass die Arbeit nochmals ausgeführt werden muss. Die Ursache ist niemals ein Thema. Allenfalls, aber höchst selten, zeigt der Vorgesetzte, wie die Arbeit ausgeführt werden soll. Aber auch damit ist die Würde bereits angetastet. Denn ungeschickt oder unwissend gilt bereits als Gesichtsverlust.
Und trotzdem funktioniert die Gesellschaft und ist auch zu beträchtlichen Leistungen in der Lage. Warum wird mir vermutlich ein ewiges Rätsel bleiben. Eine These dazu habe ich allerdings:
Das Wort „bagus“, es bedeutet „gut“, wird so oft wie nur möglich gebraucht. Dies ganz im Gegensatz zu den Europäischen Gepflogenheiten.
Falls diese These zutrifft mag das auch einer der Gründe dafür sein, warum mir die Balinesen so sympatisch sind:. auch ich höre gerne ein „BAGUUUS“.