Sanitär Arbeiten


Sanitär-Installateure, hier in Bali, sind daran zu erkennen, dass sie eine Tube Leim jederzeit zur Hand haben. Ja man kann sagen, dass eine Tube Leim der Fähigkeitsausweis der hiesigen Klempner ist. Und so kommt es, dass das Know-How der Sanitär-Installateure dasjenige einer beliebigen Tube recht selten übersteigt.


Die Meisten Installationen befinden sich im Boden oder in den Wänden. Diese werden so rasch wie nur irgend möglich nach der schändlichen Tat wieder zugeschüttet oder zugemauert. Obwohl ich die strickte Anweisung erteilte, den Tatort erst nach meinem OK zu versiegeln, hat sich kein Schwein daran gehalten. Erst nachdem ich darauf bestand das Röhrenwerk nochmals freizulegen, hielten sich die Klempner einigermassen an die Weisung.


Und es gibt sehr viel zu kontrollieren:


  • Ist der Neigungswinkel der Abwasserrohre UEBERALL mindestens 2%

  • Sind die Siphons richtig platziert und konstruiert

  • Sind die Winkel so angeordnet, dass eine Verstopfungsgefahr gering ist

  • Sind die Ueberläufe zwischen den Septiktanks auf dem richtigen Niveau

  • Sind die Verleimungen der Rohre (noch) intakt.

  • Sind keine spitzen Steine in der Umgebung, die die Rohre aufkratzen können

  • Nimmt die Warmwasserzuleitung den kürzesten Weg

  • Stimmen die Rohrquerschnitte

  • Sind die Rohre beim (heiss) Biegen gequetscht worden.

  • Ist die Position der Rohraustritte GENAU am richtigen Ort

  • Sind Rückschlagventile an den richtigen Stellen eingebaut

  • Sind die Rohre vor Inbetriebnahme gespült worden

  • Können die Rohre, wenn sie mal verstopft sein werden, gespült/gereinigt werden

  • Stimmen die Siphons der Waschbecken und sind sie dicht.

  • Sind die Silkonfugen dicht (schöne werden sie nie sein).


Obige Liste ist mit Sicherheit nicht vollständig. Aber alle obige Punkte (und noch einige mehr) wird ein rechtschaffener balinesischer Klempner NICHT beachten. Und sich auf einen balinesichen Kontrolleur des General-Unternehmers zu verlassen ist schlichtweg naiv und ein Indiz dafür, dass man von der balinesischen Kultur nicht den Schimmer einer Ahnung hat.


Wenn ich heute nochmals bauen würde, dann wären folgende Punkte ebenfalls berücksichtigt:

  • ALLE Rohre sind in Lage und Niveau in separaten Plänen eingezeichnet

  • JEDES Abwasser Rohr kann jederzeit gespült werden, ohne dass der Boden aufgerissen werden muss (Spülstutzen)

  • Den Querschnitt der Zuleitung würde ich in 2 Zoll ausführen lassen

  • Die Wasserzuleitung (im Haus) würde ich nicht im Boden platzieren sondern über das Dach zuführen (gleich wie die Elektrische Verkabelung)

  • Alle Leitungen (auch ausserhalb des Hauses) würden vor dem Zuschütten einem Drucktest unterworfen (bedingt, dass Strom, Pumpe und Wasser als Erstes vorhanden sind).

  • Die Abzweigungen der Wasserzuleitungen (im Haus) wären zugänglich an einem oder höchsten zwei Orten montiert (im Dachstock, resp. in den Wänden gäbe es dann keine Verbindungsstücke)

  • Ich würde Himmel und Hölle und alle Geister in Bewegung setzen, dass für die Abwasserleitungen KEINE rechten Winkel respektive T-Stücke eingesetzt werden (sondern Rundbogen und Y-Stücke).


Und noch ein Tipp für alle Auswanderungs-Kandidaten: Ein anständiges Sanitärunternehmen in Bali ist vermutlich eine echte Marktlücke!! Ob die Klientel aber auch gewillt sein wird, den Mehrpreis für die Qualität zu bezahlen, scheint mir aber nicht sicher. Denn wenn die Sanitär­installationen fertig gestellt sind, sieht man vorerst nichts, alles ist bestens (auch der tiefe Preis). Erst später dann, nach Ablauf einer allfälligen Garantiefrist werden die Mängel (zB. als braune Flut) zutage treten.


Ohne Wasser, resp. Wasserdruck nützt die beste Sanitärinstallation nichts. Das von der Gemeinde gelieferte Wasser hat gerade soviel Druck, dass es die Höhendifferenz zur Brause gerade noch schafft. Und dann soll die Wasserlieferung des öfters auch mal ausfallen (hab ich mir sagen lassen).

  • Pumpen und allenfalls einen Wasserturm vorsehen.

  • Genügend grossen Vorrats-Tank vorsehen.

  • Allenfalls Backup mit eigner Grundwasserfassung

  • Genügend starke Pumpen (mit entsprechend hohem Strombedarf!!) installieren.

  • Anlaufstrom der Pumpen begrenzen (sonst fliegen die Sicherungen raus)

  • Wenn möglich: Stromversorgung für Wasserpumpe mit Backup-Möglichkeit.

  • (Zentrale) Filter installieren.


Und noch ein Schlusswort:

Eigentlich fehlen mir die Worte.